Wie entsteht Schwindel?

Unser Gleichgewichtssinn ist ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Sinneseindrücke:
Die Informationen, die uns unsere Augen, unser Gleichgewichtsorgan im Innenohr sowie unsere Muskulatur über unsere Position im Raum liefern, werden im Gehirn verarbeitet und miteinander abgeglichen. Schwindelgefühle entstehen dann, wenn eines dieser Sinnesorgane fehlerhafte Ergebnisse liefert, die nicht mit den übrigen Informationen übereinstimmen, oder das Gehirn diese nicht mehr richtig verarbeiten kann.

Ursachen für Schwindel

Wer unter Schwindel leidet, ist kein Einzelfall. Schwindel gehört zu den 20 häufigsten Behandlungsanlässen in deutschen Hausarztpraxen. Im Alter nimmt die Häufigkeit von Gleichgewichtsstörungen noch einmal zu. Schwindel kann in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten und verschiedene Ursachen haben. Ein Schwindel ist meistens harmlos und kann gut behandelt werden. Manchmal stecken aber auch ernsthafte Erkrankungen dahinter.

Schwindel ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom mit unterschiedlichen Ursachen. Bei Schwindel und Gleichgewichtsstörungen liegen sehr häufig Erkrankungen im Innenohr (periphere Formen), wo das Gleichgewichtsorgan sitzt, oder Störungen im Gleichgewichtszentrum im Gehirn (zentrale Formen) zugrunde. Außerdem können Herz-Kreislauf-Störungen, Stoffwechselerkrankungen, psychische Probleme oder die Einnahme bestimmter Medikamente für das Auftreten von Schwindel verantwortlich sein. Bei dem sehr häufigen Schwindel im Alter liegen altersbedingte Durchblutungsstörungen vor.

Wenn der Schwindel plötzlich und heftig auftritt und von weiteren Symptomen wie Übelkeit und Erbrechen begleitet ist oder, wenn Sturzgefahr durch Schwindel droht, sollte unbedingt ein Arzt/eine Ärztin zur genauen Abklärung aufgesucht werden.

Diagnose von Schwindel

Für die richtige Einschätzung der Schwindelbeschwerden erfolgt zunächst immer eine sorgfältige Anamnese. Angaben zur Art des Schwindels (z. B. Dreh- oder Schwankschwindel) und zu Begleitsymptomen sowie zum Zeitpunkt des Auftretens, zur Dauer und Intensität der Beschwerden können bei der Abklärung helfen. Außerdem werden die Einnahme von Medikamenten und die derzeitige Lebenssituation sowie otologische, neurologische und internistischen Grunderkrankungen berücksichtigt. Bei vielen Patienten kann damit schon die richtige Diagnose gestellt werden.

In manchen Fällen können zusätzliche Untersuchungen zur Bestätigung der Diagnose oder zum Ausschluss anderer Diagnosen sinnvoll sein. Mithilfe von Koordinationsprüfungen wie dem Romberg-Stehversuch, dem Unterberger-Tretversuch oder Finger-Nase-Zeigeversuch, der Nystagmusdiagnostik, dem Kopf-Impuls-Test oder der Kalorischen Prüfung kann festgestellt werden, ob die Störung zentral vom Gehirn oder vom Gleichgewichtsorgan im Innenohr ausgeht und welche Seite möglicherweise betroffen ist.


Kurz erklärt: Entstehung von Schwindel, Diagnose, Therapie

Prof. Dr. med. Arne-Wulf Scholtz, Leiter der Funktionsabteilung Neurootologie der Medizinischen Universität Innsbruck, erklärt, welche Mechanismen zu Schwindel führen, erläutert verschiedene Diagnoseverfahren und zeigt auf, welche Therapiemöglichkeiten den Patienten zur Verfügung stehen.